Kolumne Dr. Bernhard Jünemann |
Weniger ist oft mehr

Eine Zahl aus den USA lässt aufhorchen. Die Zahl der dort gelisteten ETFs übersteigt erstmals die Zahl der gelisteten Aktien. So stehen 4.300 ETFs 4.200 Aktien gegenüber. Der geneigte Anlegende reibt sich die Augen. Der Markt wächst weiterhin rasant. Laut Bloomberg wurden fast 500 neue Fonds im ersten Halbjahr gelistet. Ursprünglich wurden doch ETFs zur einfachen Investition in breite Indizes aufgelegt, und nun diese Fülle. Wer blickt da noch durch?

In Deutschland ist die Vielfalt etwas bescheidener. Die Deutsche Börse listet rund 2300 ETFs auf, die von rund 30 Anbietern aufgelegt werden. Schaut man sich die bevorzugten Indizes an, so wird es schon übersichtlicher. Das Portal justETF nennt rund 30 favorisierte Indizes, darunter von großen Ländern wie Deutschland und die USA oder Regionen wie Europa.

Wer neidisch auf die viel größere Zahl in den USA blickt, sollte sich klar darüber sein, dass dort der Anlegerschutz deutlich geringer ist. In Europa muss zum Beispiel jeder hier vertriebene ETF ein sogenanntes Basisinformationsblatt, welches wesentliche Informationen zu Konditionen und Gebühren des Produkts beinhaltet, bieten. ETFs aus den USA, die solche Anforderungen nicht erfüllen, dürfen nicht an Anlegerinnen und Anleger aus der Europäischen Union vertrieben werden.

Für die Auswahl großer amerikanischer Indizes ist dies aber kaum ein Problem, weil diese dann in Fonds nach europäischem Recht gegossen werden. So erhalten Anlegende hierzulande die Möglichkeit, sich in den USA zu engagieren, ohne auf Anlegerschutz zu verzichten.

Es bleibt jedoch immer die Qual der Wahl. Dabei geht es natürlich erst einmal um den Index selbst. Welche Art von Aktien oder Anleihen soll er abbilden? Dann aber muss man auch noch zwischen den ETF-Anbietern unterscheiden. Deren Konditionen liegen in der Regel recht eng beieinander, aber es gibt doch Unterschiede, in der Praxis der Replikation, ob physisch oder synthetisch, in den Kosten und schließlich der Performance. Kurzfristig mögen solche Unterschiede kaum ins Gewicht fallen. Doch wer langfristig anlegt, sollte das auf jeden Fall im Blick haben. Siehe dazu auch das aktuelle Interview in dieser Ausgabe mit dem Fondsmanager der Deka.

Um der Fülle Herr zu werden, hat sich für ETF-Anlegerinnen und Anleger immer wieder eine Kern- und Satellitenstrategie bewährt. Im Kern liegen dann die großen breiten ETFs mit Aktien und Anleihen, die sich auch gut für Sparpläne eignen. Da regelmäßig gekauft wird, nivellieren sich die Schwankungen der Märkte durch den sogenannten Cost-Average-Effekt. Gekauft wird wenn die Kurse hoch, aber auch, wenn sie niedrig sind. Um diesen Kern herum bieten sich dann Satelliten an, zum Beispiel ETFs, die auf bestimmte Themen setzen, die man genau beobachten sollte. Wenn sich der Trend dreht und die Rückschlaggefahr steigt, ist es sinnvoll, auch mal wieder zu verkaufen.

Dieses Vorgehen ist kein Hexenwerk, sondern hat sich immer wieder bewährt. Angesichts der großen Auswahl gilt: Konzentration zahlt sich aus. Weniger ist oft mehr für eine erfolgreiche Anlagestrategie!

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