Interview mit Jörg Sengfelder | „Jederzeit faire Preise“
Was genau ist die Funktion eines Market Makers? Wörtlich genommen macht er den Markt – aber wie?
Grundsätzlich müssen wir klären, wie ein Markt entsteht. Es geht um Angebot und Nachfrage. Käufer und Verkäufer finden sich. Es bildet sich ein Preis für die Transaktion. Bei ETFs ist das etwas anders. Sie bestehen ja aus unterschiedlichen Wertpapieren, beim DAX zum Beispiel sind es 40. Für die gibt es ja bereits faire Preise, die aus dem Handel an den Börsen entstehen. Daraus errechnet sich ein fairer Preis für den ETF. Wir als Market Maker stellen sicher, dass Kundinnen und Kunden jederzeit zum fairen Preis kaufen und verkaufen können. Dazu stellen wir konstant Kurse zum fairen Preis. Wenn zum Beispiel sehr viele den DAX-ETF kaufen oder verkaufen würden, ohne dass sich im Underlying der zugrunde liegenden Aktien etwas verändert, würde sich im normalen Handel der ETF-Preis vom fairen Wert wegbewegen. Wir garantieren weiterhin Kurse zum fairen Wert.
Gilt das für Privatanlegende genauso wie für institutionelle Adressen, die ja oft große Mengen handeln?
Wir stellen unsere Liquidität jedem, der kauft oder verkauft, zur Verfügung, ohne dass wir zwischen den Kundengruppen differenzieren. Das kann einmal an der Börse sein, wo der Market Maker Designated Sponsor heißt. Ganz wichtig ist, dass wir bei Angebots- oder Nachfragelücken direkt als Kontrahenten eintreten. Allzu große Preisschwankungen werden so verhindert. Das gilt vor allem für große Adressen, die direkt Geschäfte mit dem Market Maker machen können. Wir stellen allen unsere Liquidität zur Verfügung. Deshalb kann sich der Privatanlegende selbst in schwierigen Märkten darauf verlassen, dass er wie der Institutionelle einen fairen Preis gemäß der Liquidität erhält.
Wenn ich bei meiner Bank im Internet einen Auftrag geben will, werden mir immer unterschiedliche Handelsplattformen angeboten. Dahinter agieren oft mehrere Market Maker. Soll ich darauf achten, dass ich immer Plattformen mit mehreren Market Makern wähle, weil dann die Preise durch mehr Konkurrenz besser sind?
Die Anzahl der Market Maker ist für die Auswahl der Plattformen nicht entscheidend, abgesehen davon, dass Kundinnen und Kunden gar nicht wissen, wie viele Market Maker aktuell dort agieren. Für sie sind die An- und Verkaufspreise das wichtigste Kriterium. Sie sollten auf den Spread achten, also den Abstand zwischen An- und Verkaufspreisen. Sie können so das günstigste Angebot wählen, sollten aber auch darauf achten, ob zusätzliche Gebühren fällig werden.
Wir sprechen über ETFs, also Indexfonds. Die gehören zu den Exchange Traded Products, kurz ETPs. Dazu zählen auch Notes oder Zertifikate, die sich auf einzelne Rohstoffe, Aktien, Anleihen oder Kryptowährungen beziehen können. Auch dafür stellen Market Maker Preise. Macht die Verpackung oder die Hülle für Sie einen Unterschied?
Im Prinzip nicht. Entscheidend ist, die Transparenz des Portfolios, um Liquidität bereitstellen zu können. Und das können wir in der Regel für Notes wie für Fonds.
Flow Traders agiert international als Market Maker. Welche Trends erkennen Sie über die Jahre und aktuell bei ETFs?
Für mich ist das starke Wachstum von Sparplänen signifikant, sei es zur Altersvorsorge oder zum generellen Aktiensparen. Deshalb ist der MSCI World ein stabiler Trend seit mehr als 20 Jahren, vor allem in Europa. Hinzu kommen dann aktuell Themenfonds. In den letzten Monaten war dies der Trend zu Europäischen Verteidigungsfonds, bedingt durch die Rüstungsanstrengungen in vielen Ländern. Bei den institutionellen Adressen ist auffällig, dass sie verstärkt aktive Strategien in ETFs hineinbringen wollen.

Wenn wir uns anschauen, wohin die Assets fließen, dann ist deutlich, dass Europa zu Lasten der USA gewinnt.
Institutional Trade bei Flow Traders
Wie läuft das Geschäft in anderen Regionen?
Wenn wir uns anschauen, wohin die Assets fließen, dann ist deutlich, dass Europa zu Lasten der USA gewinnt. Internationale Adressen treibt die Sorge um, dass die USA durch die aktuelle Politik der Regierung Trump in eine Schuldenfalle geraten könnte. Aber ganz klar: Die USA sind weiterhin der ETF-Markt Nummer Eins. Doch die Europäer holen auf, sind schon mit ihren Assets under Management dichter an Amerika herangerückt.
Ein internationaler Trend war bisher die Nachhaltigkeit. Da hat man den Eindruck, dass amerikanische Adressen dieses Thema angesichts der US-Politik nicht mehr so ernst nehmen. Spürt man auch in Europa eine Abkühlung?
In der Tat ziehen sich die amerikanischen Asset Manager etwas zurück. Aber das Thema Nachhaltigkeit ist in den Flows weiterhin spürbar. Besonders in Europa bleibt das Interesse stark, bedingt auch durch die Regulierung. Wir als Market Maker können nur sagen, wir sehen weiterhin Interesse in diesen Produkten.
Wie sieht es mit weiteren Trends aus? Künstliche Intelligenz, Robotik, Software?
Auch dafür ist die Nachfrage weiterhin sehr stark. Aber ich möchte betonen, dass es nicht immer nur die brandaktuellen Trends sind. Auch langjährige Trends, die zeitweise etwas ins Hintertreffen geraten sind, kommen wieder, zum Beispiel Europäische Banken. Wie die Börse, so schwanken auch die Trends.
Apropos Künstliche Intelligenz. Das ist ja nicht allein ein Anlagethema, sondern KI spielt zunehmend eine Rolle in der Anwendung. Wird die KI eines Tages den Market Maker ersetzen?
Das sehe ich auf absehbare Zeit nicht. Aber Flow Traders nutzt KI schon seit vielen Jahren. Sie hilft uns, Programmierungen zu verbessern und Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten. KI ist auch eine große Hilfe für die Aufbereitung und Auswertung von Analysen. Ich bin überzeugt, dass KI stärker eingesetzt wird und das ETF-Geschäft so noch effizienter und effektiver wird.
Mehr über Flow Traders erfahren Sie unter: www.flowtraders.com