Interview mit Demba David Lehrer |
„Immer den besten ETF im Depot“

Ginmon ist ein Pionier der digitalen Vermögensverwaltung. Demba David Lehrer ist dort Investmentmanager. Er erläutert die Anlagephilosophie und den Einsatz von ETFs.

Ginmon – ein ungewöhnlicher Name. Er ist japanisch und bedeutet: das silberne Tor. Wie passt das zu Ihrer Vermögensverwaltung?

Wir sehen unsere Arbeit wie ein Tor, das sich für den Auf- und Ausbau von Vermögen öffnet. Unsere Kundinnen und Kunden sind vor allem Privatanleger, und ihnen wollen wir die besten Möglichkeiten bieten. Neben unseren Depots und Anlagestrategien haben wir über das reguläre Konto hinaus auch Konten speziell für vermögenswirksame Leistungen, Kinderkonten sowie wieder gut verzinste Sparkonten. Firmen haben bei uns ebenfalls die Möglichkeit, Konten oder entsprechende Depots zu eröffnen. Jetzt im achten Jahr unseres Bestehens haben wir über 12.000 Kunden und ein verwaltetes Vermögen von rund 300 Millionen Euro.

Gibt es so etwas wie eine übergeordnete Anlagephilosophie?

Unsere Philosophie beruht auf wissenschaftlichen Anlagestrategien, die wir mit einer hauseigenen Technologie-Plattform umsetzen. Kernelemente sind Diversifikation und das sogenannte Faktor-Investing. Diversifikation ist ein Grundbaustein, um Risiken zu minimieren. Wir sind quasi in 12.000 Aktien und in Anleihen aus mehr als 100 verschiedenen Ländern investiert. Hinzu kommen noch Immobilien- und Rohstoffwerte. Damit lassen sich kurzfristige Schwankungen gut ausgleichen. Mit dem Faktor-Investing generieren wir überdurchschnittliche Aktienprämien. Dazu nutzen wir die Elemente Size und Value. Hinter Size steht die Erkenntnis, dass kleinere Unternehmen langfristig höhere Renditen erzielen als größere. Bei Value setzen wir auf Unternehmen mit einem niedrigen Kurs-Buchwert-Verhältnis, die langfristig besser abschneiden als sogenannte Growth-Werte.

Wie wird diese Philosophie in Anlagestrategien umgesetzt?

Wir bieten unseren Kundinnen und Kunden zehn Anlagestrategien, die von defensiv bis risikofreudig reichen. Da unsere Kundinnen und Kunden inzwischen stärker auf Nachhaltigkeit achten, bieten wir jede dieser Strategien auch in einer nachhaltigen Variante. Also stehen 20 Strategien zur Verfügung. Um die beste Kombination für das individuelle Anlegerprofil zu finden, befragen wir unsere Kunden in einem Online-Interview. Darin geht es um ihre bisherige Erfahrung am Kapitalmarkt, um Aufteilung des Gesamtvermögens, um die Risikotragfähigkeit und -bereitschaft. Daraus entwickeln wir vollautomatisiert ein Risikoprofil, das die passendste Anlagestrategie für die Investierenden repräsentiert.

Wie flexibel können Kundinnen und Kunden agieren?

Da unsere Kundinnen und Kunden oft unterschiedliche Ziele verfolgen, können sie Teilbeträge auch unterschiedlich anlegen. Sie können defensiv kurzfristig agieren, also geldmarktnah oder mit Anleihen, aber es kann auch risikofreudig mit Aktien langfristig investiert werden. Unsere Kundinnen und Kunden haben immer die Wahlfreiheit.

Können sie auch Einzelwerte wählen?

Nein, wir arbeiten ausschließlich mit ETFs. Sie erlauben nicht nur eine große Diversifikation, sondern sie sind auch deutlich preiswerter als aktive Fonds. Diese niedrigen Kosten geben wir natürlich an die Investierenden weiter.

Welche Kosten fallen dann insgesamt für ein Depot an?

Sie setzen sich aus einer Servicegebühr für die Vermögensverwaltung und den Kosten der ETFs im Depot zusammen, abhängig von der Größe der Gesamtanlage. Zurzeit sind das im Durchschnitt 0,75 Prozent pro Jahr für die Verwaltung und 0,2 Prozent für die Kosten der ETFs. Der Kunde wird also mit weniger als einem Prozent belastet. Das vergleicht sich sogar gut mit Gebühren für die Verwaltung institutioneller Vermögen, die ungleich höhere Anlagesummen umfassen.

Wie wählen Sie nun die ETFs aus? Es gibt ja unterschiedliche Indizes und Anbieter, entsprechend auch unterschiedliche Kosten.

Unsere Technologie-Plattform arbeitet mit verschiedenen Kriterien, die ETFs erfüllen müssen, damit sie in unser Anlagespektrum aufgenommen werden können. Um einen hohen Grad der Diversifikation zu erreichen, ziehen wir ETFs mit möglichst vielen Einzelwerten in Betracht. Es geht dann um das Volumen und die Kosten sowie Tracking Error und Tracking Difference. Bei den nachhaltig gefilterten ETFs kommt es zudem auf den Grad der Nachhaltigkeit an. Unser Computersystem sucht ständig nach neuen Produkten und vergleicht diese mit den schon bestehenden. So erhalten wir eine gute Übersicht über die Produkte, die zu unserem Anlagespektrum passen.

Wie halten Sie es mit der Replikation, ob physisch oder synthetisch?

Wir sind auf die physische Replikation fokussiert, die uns nach unserer Einschätzung mehr Sicherheit bietet als die synthetische. Aber wenn es keine physische Replikation gibt, greifen wir auch zu swap-basierten Varianten, zum Beispiel im Rohstoffbereich, wo es gar nicht anders geht.

Inwieweit nutzen Sie Smart Beta? Faktor-Investing, das sie anwenden, gehört ja schon dazu. Greifen Sie auch zu Strategien wie Low Volatility oder Minimum Varianz? Und wie halten Sie es mit Themenfonds, die ja oft erst einmal mit geringerem Volumen antreten?

Wir fokussieren uns auf die genannten Faktoren Size und Value. Andere Faktoren nutzen wir zurzeit nicht. Unsere Kundinnen und Kunden können aber auch in Themenfonds investieren. Diese sind dann aber oft sektorspezifisch und können auch volatiler sein. Dazu bieten wir seit einem Jahr Kern- und Satellitenstrategien an. Wir haben dazu 18 Themen identifiziert, aus denen die Investierenden auswählen und zu ihrem Standardportfolio hinzumischen können, also Themen wie Blockchain oder E-Mobilität. Diese Themenfonds unterliegen dann jedoch nicht der automatisierten Portfoliosteuerung, sondern wir suchen dem Kunden die besten ETFs dazu aus. Er entscheidet, ob das Thema im Depot bleibt oder wieder rausgenommen wird.

Damit sind wir schon beim Risikomanagement für das Standardportfolio. Wie gestalten Sie dieses?

Die Risikosteuerung wird ebenfalls plattformbasiert umgesetzt. Dazu verfolgen wir einen antizyklischen Ansatz, wir agieren sozusagen konträr zum Herdentrieb an der Börse. Wenn gewisse Anlageklassen sich überdurchschnittlich entwickelt haben, fahren wir diese tendenziell zurück. Was sehr schlecht gelaufen ist, nehmen wir verstärkt ins Depot. Damit konnten wir die Renditen unserer Kunden verbessern. Wenn Sie so wollen, ist dies eine Art Rebalancing auf täglicher Basis.

Vor kurzem hat uns die Zeitschrift „Capital“ sogar genau für diesen schwierigen Zeitraum zur besten digitalen Vermögensverwaltung gekürt.

Nun gab es das Jahr 2022, in dem Aktien und Renten gleichzeitig gefallen sind und in dem es trotz Diversifikation vielfach deutliche Verluste gab. Wie haben Sie das gemeistert?

Das war in der Tat ein sehr schwieriges Jahr für die Geldanlage, aber dank unserer Anlagephilosophie und unserem antizyklischen Investmentansatz konnten wir das Jahr gut meistern. Vor kurzem hat uns die Zeitschrift „Capital“ sogar genau für diesen schwierigen Zeitraum zur besten digitalen Vermögensverwaltung gekürt. Darauf sind wir natürlich sehr stolz.

Wie geht es nun weiter? Es gibt ja wieder ordentlich Zinsen, die neue Anlagestrategien ermöglichen. Wie reagieren Sie?

Zu den aktienbasierten Strategien bieten wir das Top-Zins-Sparkonto für unsere Kunden an, mit dem sie direkt vom Zinsumfeld profitieren können. Dort investieren wir in Geldmarkt-ETFs, die wie jeder Fonds als Sondervermögen zählt und einen Schutz im Falle einer Insolvenz der Emittenten bietet. Zurzeit wird das Sparkonto auf Euro-Basis mit ca. 3,3 Prozent verzinst, Ein- und Auszahlungen sind jederzeit und unbegrenzt möglich. Im Gegensatz zum klassischen Tagesgeld, gilt unser Angebot außerdem auch für Firmen. Wir gehen davon aus, dass uns das hohe Zinsniveau bis ins Jahr 2024 erhalten bleibt.

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