Kolumne Dr. Bernhard Jünemann. |
ETFs gegen Manager-Wahnsinn.

Jedes Jahr kursieren Listen von Aktionärsschützern, die die größten Kapitalvernichter anprangern. 2022 dürfte Elon Musk dazu gehören. Der geniale Unternehmer, der den Elektroautohersteller Tesla wie das Raumfahrtunternehmen Space-X kontrolliert, schaffte es den Wert der Tesla-Aktie um 70 Prozent abstürzen zu lassen – und das vor allem, weil er den Kauf des Kurznachrichtendienstes Twitter großmäulig verkündete, dann davon zurücktreten wollte, aber nicht mehr konnte und schließlich Tesla-Aktien auf den Markt werfen musste, um die Übernahme zu finanzieren.

An Elon Musk scheiden sich die Geister. Die einen finden ihn genial, die anderen impulsiv, unkontrolliert und dem Wahnsinn nahe. Wie auch immer: Elon Musk ist für die von ihm kontrollierten Aktienwerte eine große Chance, aber auch zur gleichen Zeit ein großes Risiko. Da drängt sich die Frage auf: Welche Art von Manager ist nachhaltig gut für Aktienkurse?

Ein Aktienkurs und daran gemessen der Marktwert eines Unternehmens hängt von zwei Faktoren ab: Dem fundamentalen Wert und dem Erwartungswert. Der fundamentale Wert ist zu ermitteln, nicht immer leicht, aber für gute Analysten machbar. Da geht es um Kennzahlen für Umsätze, Gewinn oder Cashflow und um gut begründete Wachstumsperspektiven. Der Erwartungswert wird vor allem durch „weiche Faktoren“ beeinflusst: die Aktienstory, die kommunikative Leistung, diese gut zu verkaufen sowie die Kursfantasie, die Anlegerinnen und Anleger hegen. Erwartungswerte bleiben immer im Ungefähren und werden durch Hoffnungen genährt. Dazu kann ein Manager mit seinem Image und Kommunikationstalent durchaus positiv beitragen.

Nach einer Untersuchung der Boston Consulting Group macht das Image eines Managers bis zu 20 Prozent der Aktienkursentwicklung aus, neben der Qualität der Investor-Relations-Arbeit oder der allgemeinen Bekanntheit des Unternehmens. Doch welches Image des Managers ist gefragt? Die Börse liebt vor allem den Manager, der es schafft, konservativ das Geschäft zu kommunizieren, aber ein bisschen mehr als versprochen liefern kann. Beliebt sind somit Aktien eines soliden Unternehmens, das immer wieder die Erwartungen übertrifft, sozusagen Nachhaltigkeit gepaart mit positiven Überraschungen.

Wer glaubt, Aktien gründlich beurteilen zu können, muss also immer die Qualität des Managements mit in den Blick nehmen. Der flamboyante Chef ist zwar unterhaltsam, aber oft auch ein zusätzliches Risiko, weil er zur Selbstüberschätzung neigt. Diese Gefahr sollte man nicht geringschätzen. Mir sind in meinem Berufsleben immer wieder Unternehmenschefs begegnet, die erst zum Manager des Jahres gekürt wurden und schon nach zwei Jahren und ein paar Fehlern in der Versenkung verschwunden sind – manchmal sogar zusammen mit ihrem Unternehmen. Mir ist da vor allem die Frankfurter Metallgesellschaft in Erinnerung, die vom unkonventionellen Manager Heinz Schimmelbusch auf rasante Expansion getrimmt wurde. Dann lief eine Ölwette komplett aus dem Ruder. Das Unternehmen geriet in Existenznot, wurde von der Deutschen Bank erst gerettet und dann zerlegt.

Wer mit einem solchen Managerrisiko nicht umgehen kann oder will, der investiert statt in Einzelaktien lieber mit ETFs in Indizes. Damit profitiert er zwar nur begrenzt von einem genialen Manager, leidet aber auch nicht zu sehr darunter, wenn dieser dem Wahnsinn verfällt. Im Normalfall gibt es immer genug andere Firmen mit solideren Managern, die die Verluste kompensieren können.

So gesehen kann der Kauf eines Elektroautos ein besserer Deal sein als der Kauf einer Aktie eines Elektroautoherstellers wie Tesla. Na ja, mal abgesehen von möglichen Qualitätsproblemen ausgelieferter Fahrzeuge wie sie bei Tesla zurzeit kursieren. Aber das ist eine andere Geschichte.

Wer mit einem solchen Managerrisiko nicht umgehen kann oder will, der investiert statt in Einzelaktien lieber mit ETFs in Indizes.

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