Interview
„Mit ETFs in Trends investieren“
Die apoAsset ist eine Tochter der Deutschen Apotheker- und Ärztebank eG und der Deutschen Ärzteversicherung AG. Die Anlagestrategie und den Einsatz von ETFs erläutert Christian Hein, Senior Portfoliomanager.
Die Kunden Ihrer Gesellschafter sind letztlich auch die Anleger der apoAsset. Hat diese Zielgruppe ein besonderes Anlagebedürfnis?
In gewisser Weise ja. Ärzte und Apotheker haben einen natürlichen Zugang zum Gesundheitssektor. Dort kennen sie sich beruflich aus. Entsprechend besteht das Bedürfnis nach Geldanlagen in diesem Sektor. Dem entsprechen wir mit einer Reihe von Gesundheitsfonds. Grundsätzlich kann aber jeder in unsere Fonds investieren, nicht nur Ärzte und Apotheker.
Welches Aufgabenspektrum deckt die apoAsset dann ab?
Wir sind Asset Manager. Unsere Hauptaufgaben sind seit 20 Jahren das Management bestehender Fonds und die Entwicklung neuer Produkte. Hinzu kommt die Betreuung der Berater. Außerdem haben wir in den vergangenen Jahren den Dritt-Vertrieb ausgebaut, so dass wir unsere Produkte allen Anlegern anbieten können. Insgesamt verwalten wir damit ein Volumen von rund vier Milliarden Euro.
Wie kommen dabei ETFs zum Tragen?
Im Multi-Asset-Bereich verwalten wir u.a. zwei Dachfonds, die ausschließlich in ETFs investieren. Vor allem möchte ich den Global ETFs Portfolio herausstellen, den wir vor ca. drei Jahren zusammen mit der Deutschen Ärzteversicherung aufgelegt haben. Ziel war es ein einfaches, verständliches und kostengünstiges Produkt zu schaffen, was in der Tat hervorragend mit den sehr transparenten ETFs umzusetzen war. Dieses Konzept ist ideal für eine fondsgebundene Rentenversicherung, aber auch sehr gut als Basisanlage mit Sparplänen geeignet.
Der Fonds investiert in neun ETFs verschiedener Regionen. Die Aufteilung folgt einem 3x3-Prinzip: drei Regionen (USA, Europa und weitere Industriestaaten) mit je drei ETFs, davon je zweimal Aktien- und einmal Anleihefonds.
Im vergangenen Jahr haben wir zusätzlich zur Euro-Anteilsklasse eine in Schweizer Franken aufgelegt. Mit dieser hat der Euro-Anleger die Möglichkeit, an der Wertentwicklung dieses „sicheren Hafens“ zu partizipieren.
Wie sieht es mit den Gesundheitsfonds aus?
Das sind aktive Fonds und ermöglichen dem Anleger, in den Megatrend Gesundheit zu investieren. Die Manager wählen in der Regel dazu 50 bis 60 aussichtsreiche Unternehmen aus. Diese Fonds haben sich bisher als äußerst krisenfest und renditestark erwiesen. Hierfür wurden sie mehrfach ausgezeichnet.
Wie entscheiden Sie bei den Multi-Asset-Dachfonds zwischen aktiv und passiv?
Bei den klassischen Dachfonds, die überwiegend in aktive Zielfonds investieren, gilt: Wo aktive Manager keinen Mehrwert versprechen, wählen wir die kostengünstigen ETFs. Das ist oft in den effizienten Märkten, vor allem der Industrieländer, der Fall.
Wie wählen Sie die ETFs unterschiedlicher Anbieter aus?
Dank unserer langjährigen Erfahrung mit ETFs haben wir einen sehr ausgefeilten Auswahlprozess, den wir kontinuierlich weiterentwickelt haben. Zunächst machen wir ein quantitatives Screening nach verschiedenen Kriterien. Bevor wir investieren, müssen die Anbieter einen detaillierten Fragebogen ausfüllen. Da geht es z.B. um Replikation, Abbildungsqualität, Kosten, Liquidität, aber auch um zusätzliche Risiken wie die Wertpapierleihe, Swap-Kontrahenten oder Besicherungsmerkmale.
Bevorzugen Sie dann grundsätzlich die physische Replikation?
Wir nehmen natürlich wahr, dass die Nachfrage nach physischer Replikation bei vielen Kunden sehr stark ist. Dem tragen wir Rechnung. Aber wir wollen unsere Analysen nicht einschränken. Wo hochwertige synthetische ETFs Vorteile bieten, verschließen wir uns nicht.
Aber die Kosten sind eben nicht alles, es kommt immer auf die Qualität und die Stabilität in Krisenzeiten an.
Wie wichtig ist das Thema Kosten? Da ist ja das, was offen ausgewiesen wird, oft nur die halbe Wahrheit.
Ganz klar, in der Performance liegt die Wahrheit. Deshalb schauen wir uns die Tracking Difference genau an. Aber die Kosten sind eben nicht alles, es kommt immer auf die Qualität und die Stabilität in Krisenzeiten an. Im letzten Jahr haben wir mit dem Corona-Crash gesehen, dass beispielsweise die Liquiditätsausstattung bei Renten-ETFs deutliche Differenzen zeigte.
Nutzen Sie Strategie-ETFs, die als Smart Beta bekannt sind? Oder setzen Sie auch auf Themen-ETFs?
Das kommt darauf an. Im Global ETFs Portfolio geht es ja um besonders einfache und nachvollziehbare Strukturen. Da setzen wir auf bekannte Standardindizes. In den Multi-Asset-Fonds spielen wir auch Trends. In einigen dieser Fonds gehören Themen-ETFs wie z.B. zu Automatisierung und Robotik zur strategischen Ausrichtung.
Da sind wir schon beim Thema Nachhaltigkeit. Wie halten Sie es damit?
Wir sind überzeugt, das nachhaltiges Handeln Mehrwert schafft, nicht nur für die Gesellschaft, sondern auch für Anleger. Alle unsere Gesundheitsfonds und auch die Multi-Asset-Strukturen beziehen solche Kriterien mit ein.
Wie steuern Sie Risiken? Aktiv, indem sie je nach Markt die Investitionsquoten verändern?
Das ist vom jeweiligen Konzept abhängig. Im Global ETFs Portfolio ist die strategische Allokation schon so angelegt, dass es mit Staatsanleihen sichere Häfen gibt. Der Manager nutzt zusätzlich aktive Rebalancings. So lassen sich Krisen gut durchstehen. Bei den klassischen Dachfonds steuern wir vor allem die Cash-Quote oder nutzen Derivate.
Dann sollten Sie 2020 gut über die Runden gekommen sein?
Sind wir auch. Denn selbst wenn die strategische Allokation nicht verändert wurde, haben wir im Global ETFs Portfolio mehrfach Rebalancings durchgeführt. So haben wir in der Corona-Krise bei den Kurzstürzen immer wieder Aktien-ETFs gekauft, um die ursprüngliche Allokation wiederherzustellen, und das hat sich in der Erholung als sehr vorteilhaft erwiesen.
Wie sehen Sie die Zukunft der ETFs bei apoAsset?
Ich gehe davon aus, dass ETFs im Bereich Multi-Asset weiter unerlässlich sein werden.
Die Entwicklung bei den Themen-ETFs, die langfristige Trends aufgreifen, beobachten wir sehr genau und sehen hier einen zunehmenden Wettbewerb zwischen aktiven und passiven Themenfonds. Unabhängig davon werden Themeninvestments auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.