Interview
„Ankerprodukt für Vermögensaufbau“
Die 1822direkt spürt kräftige Nachfrage bei den ETF-Sparplänen. Wolfgang Degenkolb, Sprecher der Geschäftsführung, erläutert die Trends und Ausbaupläne.
Die 1822direkt wurde schon vor 24 Jahren gegründet und war damit die erste Direktbank einer deutschen Sparkasse. Wie kam es dazu?
Damals gab es eine Gründungswelle von Direktbanken, vor allem durch den privaten Bankensektor, und die hatte, so muss man sagen, besonders die regionalen Sparkassenkunden im Fokus. Die Frankfurter Sparkasse hat diese Entwicklung klar erkannt und wollte frühzeitig gegensteuern und daran teilhaben. Das war eine zukunftsweisende Entscheidung, die sich bewährt hat und sich im dynamischen Wachstum der letzten Jahre widerspiegelt.
Was zeichnet ihre Kunden aus? Was können sie, und was nicht, wann sind sie besser in einer Filiale aufgehoben?
In der Regel haben unsere Kunden vorher schon viele Informationen über Produktangebote, Leistungen und Preise auf unterschiedlichen Plattformen recherchiert und sind damit sehr aufgeklärt. Sie sind zudem sehr preissensibel. Der Preiskampf in diesem Bereich ist noch stärker als im Filialgeschäft. Persönliche Beratung findet der Selbstentscheider bei uns nicht, wir unterstützen unsere Kunden jedoch bei Fragestellungen zu den Abwicklungsmöglichkeiten und Prozessen im Wertpapiergeschäft. Unsere Kunden erwarten einen schlanken und transparenten Abwicklungsprozess, der jederzeit verfügbar sein muss. Ein positives Kundenerlebnis, die sogenannte User Experience im Abwicklungsprozess, ist einer der Erfolgsfaktoren des Direktbankgeschäftes.
Aber der Selbstentscheider kann Informationen und Entscheidungshilfen gut gebrauchen. Was bietet Ihr Portal, oder beschränken Sie sich auf die schlanke Abwicklung?
Natürlich bekommt der Kunde bei uns auch die Grundlageninformationen, die er für seine Entscheidungen benötigt. Im Wertpapierbereich erhält er zum Beispiel Hinweise zu Chancen und Risiken der einzelnen Anlagemöglichkeiten oder auch zu Branchen oder Märkten, in die er investieren kann, was aktuell besonders nachgefragt wird und schließlich was an Gebühren anfällt. Er erhält aber keine auf ihn zugeschnittene persönlichen Anlagevorschläge. Dafür bieten wir unseren Kunden neben Wertpapierprodukten der Sparkassenorganisation ein offenes Universum an Wertpapierprodukten.
ETFs gibt es ja schon fast so lange in Deutschland wie Ihre Direktbank. Können Sie bestätigen, dass der Selbstentscheider ETFs immer stärker für seine Investitionsentscheidungen nutzt?
Das ist eindeutig so. ETFs sind in den vergangenen Jahren immer stärker in den Fokus gerückt, gefördert durch entsprechende Empfehlungen der Verbraucherorganisationen und der Medien. Der Kunde findet mit dem ETF ein sehr preisgünstiges und flexibles Instrument, das durch breit diversifizierte Indizes das Risiko im Vergleich zu Einzelinvestments in Aktien reduziert. Das nutzt er zunehmend für den Vermögensaufbau. Rund 80 Prozent unserer regelmäßigen Sparpläne schließen wir auf ETF-Basis ab. 15 Prozent entfallen auf aktive Fonds, fünf Prozent auf Zertifikate und andere Sparmöglichkeiten.
Wie viele sparplanfähige ETFs bietet die 1822direkt an?
Der Kunde kann unter 790 verschiedenen ETFs wählen. Für dieses große Angebot, so darf ich mit Stolz sagen, ist die 1822direkt bereits mehrfach von unabhängigen Gesellschaften ausgezeichnet worden. 2019 war ein außerordentlich erfolgreiches Jahr. Wir haben die Zahl der Sparplaneröffnungen mehr als verdoppelt. Diese Entwicklung wurde sehr stark durch Partneraktionen mit ETF-Anbietern gefördert. Wir bieten dabei unseren Partnern die technische Plattform für den Vertrieb ihrer Produkte, die dann je nach Partner auch mit befristeten Sonderkationen in Form von Bonifizierungen begleitet werden. Eine entsprechende Free-Buy-Sparplanaktion ist gerade mit Deka ETFs gestartet.
Sind das nur Neugeschäfte oder schichten Bestandskunden auch um?
Überwiegend sind das Neugeschäfte, aber auch von Bestandskunden, die neue Sparpläne abschließen. Die Neukunden nutzen ETF-Sparpläne häufig für den Ersteinstieg in das Wertpapiergeschäft.
Was sind die bevorzugten Indizes?
Mit großem Abstand führt der MSCI World. Er hat vor allem eine sehr breite Streuung und wird für den Vermögensaufbau in der Regel empfohlen. Es folgen dann Indizes auf den EURO STOXX 50, Emerging Markets und den DAX. Weniger gefragt sind spezielle Indizes wie auf Rohstoffe zum Beispiel.
Spielt das Thema Nachhaltigkeit eine sichtbare Rolle?
Das Interesse an Nachhaltigkeit nimmt spürbar zu. Es steckt aber im Vergleich zu den genannten Standardindizes immer noch in den Kinderschuhen.
Was ist mit ETFs auf besonders dividendenstarke Aktien – sozusagen die klassische Maßnahme gegen niedrige Zinsen?
Die Dividendenprodukte verzeichnen in den letzten Jahren eine stabile Nachfrage. Neben den Dividendenwerten gewinnen auch Nebenwerte zunehmend an Interesse bei den Kunden. Die Kunden schätzen zunehmend die im Vergleich höheren Wachstumschancen dieser Anlageklasse.
Nutzen Kunden bei Ihnen auch Einzelinvestments mit ETFs, zur Einmalanlage oder sogar zum Trading?
Trading mit ETFs ist eher ein Randthema. Aber die Anlagen in Einmalbeträgen sind sichtbar. Aber auch sie spielen im Vergleich zu den Sparplänen eher eine untergeordnete Rolle.
Bei den Sparplänen geht es im Wettbewerb immer auch um das Thema Kosten. Wie gestaltet das die 1822direkt?
Im Augenblick liegen wir bei einer Grundgebühr von 2,95 Euro im Monat für die Sparplanausführung. Wie schon erwähnt, kann diese mit der Subventionierung durch Partner weiter gesenkt oder sogar komplett erlassen werden. Da sind wir offen, auch natürlich gegenüber Deka ETFs, deren Produkte in vielen Fällen eine sehr gute Performance zeigen.
Wie wird sich das ETF-Geschäft bei der 1822direkt weiterentwickeln?
Wir erwarten, dass es auch 2020 zu einem weiteren Wachstum kommt, auch wenn man nicht wie bei uns 2019 immer mit 100 Prozent Steigerungsraten rechnen kann. Wichtig ist dabei, dass die Sparpläne überwiegend unbefristet angelegt sind. Zugestanden, das Erstgeschäft mit Sparplänen ist auch für uns als Direktbank nicht besonders lukrativ, aber es ist Anker für Kundenbindung und ein Einstiegsprodukt für den langfristigen Vermögensaufbau. Dabei begleiten wir den Kunden gerne. Wir gehen davon aus, dass der Markt weiterhin große Nachfrage zeigen wird und wir planen entsprechende Steigerungen im Angebot.