Kolumne Dr. Bernhard Jünemann |
Aber bitte mit ETFs?

Jungen Leuten wird gerne nachgesagt, dass sie Themen wie Altersvorsorge überhaupt nicht interessieren. Da hat sich nach meinem Eindruck in den letzten Jahren ein Wandel vollzogen, und der wird maßgeblich durch die Popularisierung der ETFs getrieben. Heute werde ich weniger danach gefragt, ob und womit man einen Sparplan abschließen soll, sondern gleich welcher ETF am besten für die Besparung geeignet ist. Klassiker sind dann meist die breiten Weltindizes, die es in verschiedenen Varianten gibt.

Aber so erfreulich diese Entwicklung bei jungen Leuten ist, sie reicht nicht, um eine kapitalgedeckte Altersvorsorge als zusätzliche Säule neben der gesetzlichen Rente aufzubauen. Um so verdienstvoller ist es, dass die Ampelkoalition das Thema kapitalgedeckte Altersvorsorge unter dem Label „Aktienrente“ jetzt systematisch vorantreibt. Kürzlich hat eine sogenannte „Fokusgruppe private Altersvorsorge“ ihren Bericht vorgelegt, der neue Wege vorschlägt.

Nun ja, ganz so neu sind die Grundgedanken nicht. Sie finden sich schon bei der 2001 eingeführten Riester-Rente, für die der damalige Arbeitsminister Walter Riester Namensgeber war. Grundgedanke war, das private Sparen möglichst breiter Bevölkerungsschichten zu fördern, mit Zuschüssen, nachgelagerter Besteuerung und Garantien.

Ergebnis waren sogenannte Riesterverträge, die aber oft als kompliziert, bürokratisch, teuer und relativ renditeschwach kritisiert wurden. Trotzdem wurde das Angebot nach mehreren kleineren Anpassungen angenommen. Ende 2022 gab es in Deutschland 15,9 Millionen Riester-Verträge. Nimmt man jedoch die Einkommensquelle im Alter als Maßstab, dann fristet die private Vorsorge neben gesetzlichen und betrieblichen Renten mit gerade mal sieben Prozent ein Nischendasein.

Was ist nun neu? Die Fokusgruppe lehnt mit Mehrheit einen Super-Staatsfonds ab, und plädiert stattdessen für Altersvorsorgedepots, die sich möglichst an die individuellen Bedürfnisse der Anlegenden anpassen lassen und für Einkommensschwache entsprechend gefördert werden. Enthalten sollen vorwiegend „realwertorientierte Anlageklassen“ sein, also vor allem Aktien. In der Ansparphase aber auch in der Auszahlungsphase solle höchste Flexibilität gelten. Garantien, die bekanntlich die Rendite drücken, sind nicht mehr gefordert, können aber von den Nutzern weiter nachgefragt werden. Kurzgefasst: Insgesamt soll die Rendite höher, die Kosten geringer, die Transparenz höher und die Beratung einfacher sein. Entsprechende Produkte sollen möglichst einfach dafür zertifiziert werden. Digitalisierung soll, wo immer möglich, genutzt werden.

Insgesamt klingen die Anforderungen ein bisschen wie der alte Werbespruch für die ETFs: einfach, transparent, flexibel. In der Tat ist davon auszugehen, dass die ETFs von den Neuerungen überdurchschnittlich profitieren werden. Altersvorsorgedepots sollten sich mit dem breiten Angebot von Indexfonds sehr gut gestalten lassen. Dass dies funktioniert, haben ja die Angebote digitaler Vermögensverwaltungen, die sich unkompliziert besparen lassen, bereits bewiesen. Man müsste die Depots nur auf spezifische Bedürfnisse der Altersvorsorge anpassen. Ein digitalisiertes Bevestor-Altersvorsorgedepot, um ein Beispiel aus dem Deka-Sparkassensektor zu nehmen, dürfte so kein großes Problem sein.

Da für die Beratung gefordert wird, dass immer alternative Produkte verglichen werden müssen, wird spätestens beim Kostenvergleich deutlich, was ETFs bieten können. Noch sind die Details des Koalitionsvorschlags nicht ausgearbeitet, aber wenn er die Kerngedanken der Fokusgruppe umsetzt, wird es künftig bei der Altersvorsoge-Beratung heißen: „Aber bitte mit ETFs!“

Man müsste die Depots nur auf spezifische Bedürfnisse der Altersvorsorge anpassen.
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